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...dann kann er was erleben.
Das stimmt wohl.
Es gibt allerdings Erlebnisse auf die kann jeder, und ganz speziell einer - nämlich ich - gerne verzichten.
Öffentliche Verkehrsmittel hasse ich seit meiner Oberstufen-Zeit, als ich drei Jahre lang jeden Tag mit Bahn und S-Bahn fahren musste. Damals habe ich inbrünstig und von ganzen Herzen dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr abgeschworen.
Die Male, zu denen ich danach noch mit Bus und Bahn unterwegs war beschränkten sich auf Gelegenheiten als absolut kein Auto zur Verfügung stand. So wie heute.....
Von 18 – 21:15 Uhr hatte ich einen verbindlichen Termin in H, den ich bis gestern Abend erfolgreich aus meiner Erinnerung verdrängt hatte. Mit einem Wagen hätte ich gegen 16:45 Uhr losfahren müssen und wäre gegen 22:30 wieder zu Hause gewesen.
Aber meistens kommt es ja anders, und dann auch noch als man denkt.
Jedenfalls hatte ich heute kein Auto.
Zum Glück gibt es ja die EFA-BW. Die elektronische Fahrplanauskunft des Landes Baden-Württemberg. Dieses Meisterwerk der Programmierkunst stellt einem eine Route zusammen, quasi von Tür zu Tür. Und wenn man ein wenig tüftelt und die geographischen Sonderbedingungen und topographischen Verhältnisse der gesamten Region auf der Cortex eingebrannt hat, dann kann man sogar eine Verbindung zusammenstellen die nicht über Entenhausen und Jericho zum Ziel führt.
Laut EFA musste ich mit dem Bus um 14:35 von G nach HE fahren um dort in die S-Bahn nach S zu steigen um dort in den Zug nach H zu steigen um dort in einen Bus umzusteigen, der mich dann fast bis an´s Ziel gebracht hätte.
Da ich ein guter Junge bin, war ich schon 10 Minuten früher an der Bushaltestelle in G.
Haben die Dorfdeppen eben was zu schauen wenn ein Fremder rauchend an der Bushaltestelle steht und sich langweilt. Merkwürdigerweise hing kein Plan an der Wand, der zeitlich mit meinem Computerausdruck übereingestimmt hätte. Allerdings, was bedeuten schon ein paar vergilbte Zettel in einem Glaskasten in dem Spinnen brüten?
14:35 Uhr kam, der Bus nicht. 14:45 Uhr ging, ich war immer noch da. In 10 Minuten sollte angeblich –laut vergilbter Fetzen im Arachnoidenbrutkasten- ein Bus kommen, der zwar in eine völlig andere Richtung, aber zumindest zu einer größere Ansiedlung mit eigenem Bahnhof fahren sollte.
Der Bus kam in Sicht. Ich blickte dem Fahrer schon von Weitem in die Augen, der Fahrer erwiderte den Blick, verlangsamte aber nicht, fuhr vorbei.
Ich schwenkte ihm wütend die Faust nach, kurz vor einem Tobsuchtsanfall.
Vollbremsung des Busses mitten auf der Straße, weit jenseits der Haltebucht.
Ich gehe zum Bus, steige ein. Der Fahrer entschuldigend: „I han denkt sie wället nach XY...“ Nö, ich will eigentlich nach HE, aber nachdem der Bus nicht kam, fahre ich jetzt nach W. Deswegen stehe ich ja an dieser Haltestelle. Sie sollten Jodtabletten nehmen...
„Noi, mit Medikamenten indus darf ma doch koin Bus fahrä“.
Depp.
Alle Zeiten, Pläne, Verbindungen erst mal Makulatur.
In W. angekommen stellt sich heraus, dass es keine Zugverbindung nach dort gibt, wo ich eigentlich hin muss. Also, mit dem Taxi für 22 Euro nach HE, wo ich gerade noch die S-Bahn nach S erwische, wo ich gerade noch den Zug nach H bekomme, wo mir auf Grund der sprichwörtlichen Pünktlichkeit der Bahn eben jener Bus, der mich an meinen Bestimmungsort bringen soll gerade vor der Nase wegfährt.
Zum Glück gibt es ein Taxi vor dem Busbahnhof.
Ich bin pünktlich.
Auf der Heimfahrt erwische ich gerade so den Bus der mich zum Bahnhof bringt, wo ich bequem den Zug erreiche der mich nach S bringt. Wo ich die S-Bahn nach HE nicht mehr bekomme. Aber, nachdem es die Landeshauptstadt ist, kann man da wenigstens bequem umdisponieren, so dass mich dann schließlich eine Stunde später eine S-Bahn nach GE bringt, wo ich dann im absoluten Nichts stehe. Zum Glück gibt es eine funktionierende Telefonzelle und die 11880, wo ich geholfen werde. Tatsächlich lokalisiert die freundliche Dame am Telefon einen ortsansässigen Taxiunternehmer, der dann auch kaum eine halbe Stunde später völlig verschlafen vorfährt und mich für nicht ganz 30 Euro bis vor die Haustür bringt.
Kurz vor 01:30 Uhr mache ich die Wohnungstür hinter mir zu.
Die Deutsche Bahn hat es sich offenbar zur Regel gemacht, in Nahverkehrszügen keine Raucherabteile mehr einzurichten. In S-Bahnen ist rauchen ja schon von je her verboten. Auf den Bahnhöfen auf denen ich heute stand mittlerweile auch. Die Zeit hat nicht gereicht vor den Bahnhof zu gehen um dort auf der Straße, verstohlen wie eine Nutte auf Freier lauernd, an einer Zigarette zu lutschen. Während des Termins ging das natürlich auch nicht. In den Taxen gab es mehr „Rauchen verboten“-Schilder als Sicherheitsgurte.
Ich war 10 Stunden auf Entzug und konnte die erste Zigarette rauchen während ich in GE auf mein Taxi wartete und überlegte, ob die faustgroßen Spinnen an der Laterne neben der ich stand wohl noch wüchsen, oder ob es sich auf Umweltgifte zurückführbare Mutationen handelt.
Während der Nutzung der Verkehrsmittel hatte ich dafür Gelegenheit einem bunten Strauß an fragwürdigen, menschenähnlichen Lebewesen zu begegnen. Beim interessierten studieren diverser Fahrpläne steht links hinter einem ein „Etwas“, das auch auf den gelben Aushang starrt und so tut als würde es lesen können. Entweder liegt es an der Anstrengung bei diesem Unterfangen, dass „Es“ einen leichten Verwesungsgeruch ausdünstet, oder einfach an der Gewohnheit jeden Kontakt mit Wasser und Seife nach Möglichkeit zu meiden. Rechts von einem steht dann ein hoch aufgeschossener, in pubertärer Akne Vulgaris eitrig-aufgeblühter Milchbart, der einem seinen erfrischenden Döner-Atem in´s Genick schnaubt, während er versucht aus den Taschen seiner Hose - die er Gesäß nach vorne und bis in die Kniekehlen runterhängend an hat – Kleingeld für den Fahrkartenautomaten zu popeln ohne dabei über seine offenen Turnschuhe ohne Schnürsenkel zu stolpern.
Auf dem Bahnsteig wird der Intellekt dann von angeregten Unterhaltungen stimuliert, die überwiegend aus den Worten „Fangulo“ und „Malaga“ zu bestehen scheinen, untermalt vom gequäke billiger Ohrstöpsel, die den Sound atonalen Rap-Gesabbels ebenso laut nach außen abstrahlen wie auf die Trommelfelle der hirntoten Hörer.
Im Abteil dann ein lustiges Potpourri glasig dreinblickender Tupper-Party-Teilnehmerinnen in Peter Hahn-Mode, denen eine Haarwäsche auch mal wieder gut tun würde, die über wie Pudel frisierte und ebenso dauergewellte 14jährige Chickas in Spitz-Schläppchen und Jeans die ihnen auf jeden Fall zwei Nummern zu klein sind und am Handy ihren ersten Fick besprechen, die Nase rümpfen. Das Alles ist umrahmt von kleinen Rudeln von Teppichverkäufer-Azubis und teigig aussehenden, bierbäuchigen, mäßig schwitzenden mittelalten Männern die ihre schütteren Haare quer über die Platte kämmen um den Haarausfall zu kaschieren, wobei sie ihn dadurch nur hervorheben, und denen man ansieht, was sie heute Nacht noch tun werden wenn sie daheim im Bett liegen, die Deflorationsschilderungen einer minderjährigen Presswurst in den Ohren.
Desmond Morris hat mal ein Buch geschrieben: „Menschenzoo“. Mein Buch würde den Titel „Menschenmüllhalde“ tragen.
Would somebody please kill me.
 

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