Am Samstag war ich -gezwungener Maßen- mal wieder im Einkaufszentrum. Der nächstgelegene Ort, an dem ich meine Zigaretten bekomme. Wegen der Feiertage war wieder Ausnahmezustand angesagt. Als ob es am Dienstag nichts mehr zu kaufen gäbe. Was zur Hölle machen die Leute über Pfingsten?! 24 Stunden am Stück fressen?! Das ist alles so albern.
Den Wagen abstellen, aussteigen, nochmal tief Luft holen. Wenn ich alleine unterwegs bin, dann ist das nicht meine Welt. Dann blende ich all diese obskuren Nebenprimatenmenschen aus. Ich blase mich auf, ziehe die Schultern ein wenig hoch setze einen bösen Blick auf und dann pflüge ich im Stechschritt durch die Masse. Ausblenden ist vielleicht nicht das richtige Wort; tatsächlich versetzt mich die Situation in eine Art gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit, in der ich durchaus bestimmte Dinge verstärkt bemerke. Die Frau die neben ihrem Einkaufswagen gänzlich verloren auf der Bank mitten in der Passage sitzt und mit großen Augen in´s Nichts starrt. Die Kleine die mir entgegenkommt und entweder eine böse Bindehautentzündung hat oder vor kurzem wegen irgendwas ziemlich weinen musste. Ich drehe mich im "durchkämpfen" ein wenig zur Seite, damit ich sie nicht ramme. Es gibt Menschen im Kollektiv die herausragen und Beachtung verdienen würden. Das Kollektiv denkt da allerdings meist anders. Die Frau auf der Bank wird von dem Gebrauchtwagenschieber-Typen mit dem bis zum Bauchnabel offenen Hemd - dessen Muster bei längerer Betrachtung sicherlich Augenkrebs verursacht - hassig angeschaut, weil ihr Wagen im Weg steht. Über die verheulte Kleine rümpft eine flittchenhaft aufgetakelte, völlig überschminkte Schneze mit Hängebusen und in viel zu engen Klamotten die Nase. Endlich im shop-in-shop. "Fünf Schachteln Davidoff Magnum. "
Normalerweise und anderswo ist da noch ein "Bitte" dran, aber nicht in diesem Laden, bei dem ich seit Monaten die Zigaretten kaufe und der Tussi hinter dem Tresen meine Marke trotzdem nicht einfällt wenn sie mich sieht. Die mich - vermutlich weil sie mich immer noch nicht einsortieren kann, da ich manchmal in Anzug und Krawatte, manchmal völlig verwahrlost in T-Shirt und Lederjacke stinkteure Zigaretten kaufe - meiner Ansicht nach nicht zufriedenstellend bedient. Ich fange erst dann an, andere herablassend zu behandeln wenn ich merke, dass sie mit Höflichkeit nicht umgehen können. Wenn sie es nicht verstehen auf "bitte" und "danke" oder eine "schönen Tag noch" adäquat zu reagieren, dann bekommen sie eben was ihnen gebührt: Anweisungen.
Die Schachteln liegen auf dem Ladentisch. Bezahlt sind sie. Ich warte noch einen kurzen Augenblick. So wie immer.
"Eine kleine Tüte brauche ich noch".
Das geht mir auch dermaßen auf den Nerv. Soll ich mir die Teile in alle Taschen stopfen? Du kannst noch so blond sein, noch so "süß" aussehen und dir nach jedem Essen die Seele aus dem Leib kotzen damit du möglichst dekorativ bauchfrei hinter der Theke stehen kannst, ein Bauer bleibst Du trotzdem. In der Mitarbeiterkantine magst du ja ´ne große Nummer bei den Lageristen sein, als Verkäuferin bist du eine Null.
Auf dem Rückweg, schon außerhalb des Gebäudes bemerke ich einen älteren Herrn, der am Brathähnchen-Stand sitzt und etwas unbeholfen mit einem Plasikbesteck ein halbes Huhn bearbeitet. Er tut es sehr konzentriert. Sitzt ganz am Rand der Bank und an der Ecke des Tisches. Unscheinbar. So wie seine Kleidung aussieht, hat er sich mit diesem halben Huhn auf einem Pappteller "was geleistet". Niemand sonst beachtet ihn. Den ganzen Tag wird ihn niemand bemerken. Wenn er morgen abend mit einem Gehirnschlag tot in seiner Wohnug zusammenbricht wird ihn niemand bemerken bevor sein Verwesungsgeruch aus der Wohnung dringt.
Ein alter Mann in einem abgewetzten Anzug, wie er mit einem Plastikbesteck ein halbes Hähnchen zerteilt, versöhnt mich mit dem Tag, und sein Bild begleitet mich noch immer.
Den Wagen abstellen, aussteigen, nochmal tief Luft holen. Wenn ich alleine unterwegs bin, dann ist das nicht meine Welt. Dann blende ich all diese obskuren Neben
Normalerweise und anderswo ist da noch ein "Bitte" dran, aber nicht in diesem Laden, bei dem ich seit Monaten die Zigaretten kaufe und der Tussi hinter dem Tresen meine Marke trotzdem nicht einfällt wenn sie mich sieht. Die mich - vermutlich weil sie mich immer noch nicht einsortieren kann, da ich manchmal in Anzug und Krawatte, manchmal völlig verwahrlost in T-Shirt und Lederjacke stinkteure Zigaretten kaufe - meiner Ansicht nach nicht zufriedenstellend bedient. Ich fange erst dann an, andere herablassend zu behandeln wenn ich merke, dass sie mit Höflichkeit nicht umgehen können. Wenn sie es nicht verstehen auf "bitte" und "danke" oder eine "schönen Tag noch" adäquat zu reagieren, dann bekommen sie eben was ihnen gebührt: Anweisungen.
Die Schachteln liegen auf dem Ladentisch. Bezahlt sind sie. Ich warte noch einen kurzen Augenblick. So wie immer.
"Eine kleine Tüte brauche ich noch".
Das geht mir auch dermaßen auf den Nerv. Soll ich mir die Teile in alle Taschen stopfen? Du kannst noch so blond sein, noch so "süß" aussehen und dir nach jedem Essen die Seele aus dem Leib kotzen damit du möglichst dekorativ bauchfrei hinter der Theke stehen kannst, ein Bauer bleibst Du trotzdem. In der Mitarbeiterkantine magst du ja ´ne große Nummer bei den Lageristen sein, als Verkäuferin bist du eine Null.
Auf dem Rückweg, schon außerhalb des Gebäudes bemerke ich einen älteren Herrn, der am Brathähnchen-Stand sitzt und etwas unbeholfen mit einem Plasikbesteck ein halbes Huhn bearbeitet. Er tut es sehr konzentriert. Sitzt ganz am Rand der Bank und an der Ecke des Tisches. Unscheinbar. So wie seine Kleidung aussieht, hat er sich mit diesem halben Huhn auf einem Pappteller "was geleistet". Niemand sonst beachtet ihn. Den ganzen Tag wird ihn niemand bemerken. Wenn er morgen abend mit einem Gehirnschlag tot in seiner Wohnug zusammenbricht wird ihn niemand bemerken bevor sein Verwesungsgeruch aus der Wohnung dringt.
Ein alter Mann in einem abgewetzten Anzug, wie er mit einem Plastikbesteck ein halbes Hähnchen zerteilt, versöhnt mich mit dem Tag, und sein Bild begleitet mich noch immer.
Randolph Carter - am So, 15. Mai. 2005, 01:11
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"When I was a little kid my mother told me not to stare into the sun, so once when I was six, I did. At first the brightness was overwhelming, but I had seen that before. I kept looking, forcing myself not to blink, and then the brightness began to dissolve. My pupils shrunk to pinholes and everything came into focus and for a moment I understood." Maximillian Cohen
Randolph Carter - am So, 8. Mai. 2005, 23:30 - Rubrik: Z - ZeitMaschinE
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Es hätte mich wirklich verblüfft, wenn es nicht eingetreten wäre:
Pünktlich zum 6-Monats-Termin hat sich P. am Sonntag wieder gemeldet.
Ich dachte eigentlich, dass meine letzte Reaktion sie ein wenig zurechtgestutz hätte.
"Es ist für mich nicht von Bedeutung wie es Dir geht, und ich wünsche auch nicht, dass Du Dich dafür interessierst oder nachfragst wie es mir geht."
Kann man an so einer Message, die man schriftlich vor sich hat noch etwas missverstehen?
Jetzt setzt sie mich -für alle Fälle.... Welcher Fall sollte das sein?!- darüber in Kenntnis, dass sich ihre Anschrift ändert , weil sie wieder eine eigene Wohnung hat.
Was soll mir das sagen? Dass der Bursche der den Typen abgelöst hat, wegen dem ich "High Noon" ausgerufen habe jetzt auch abgehakt ist? So what?
Was ich in Verbindung mit P. besonders in Erinnerung behalten habe ist ihr Ausspruch, dass bisher jeder ihrer Verflossenen nach drei, spätestens aber nach sechs Monaten wieder bei ihr auf der Matte stand, und wie erbärmlich solches Tun doch sei. Meiner Anmerkung, dass es für mich im Falle einer Trennung auch wirklich definitv beendet ist -so habe ich es schon immer gehalten, und sie wird da keine Ausnahme sein, wenn der unwahrscheinliche (ha...ha...ha....!) Fall eintritt, dass es mit uns auseinandergeht- hat sie wohl keinen all zu großen Glauben geschenkt.
Es muss schon eine schwere Lektion für jemanden "Unwiderstehlichen" sein zu erfahren, dass er absolut widerstehlich ist.
Es wäre eine Lüge zu behaupten, ihr Aussehen hätte mir nicht den Kopf verdreht. Aber von wirklicher Bedeutung ist ihr "Ich". Und das hat sich mit der Zeit als unerträglich häßlich herausgestellt. Sie ist eine hübsche Frau, aber ein armseliger Mensch. Nach solcher Erkenntnis fällt das Verzichten leicht.
Soso... nach D. und nach T. hat sie nun eine eigene Wohnung in H. Innerhalb von sechs Monaten eine recht kurze Halbwertszeit.
Die einzige Frage die mich in diesem Zusammenhang beschäftigt ist, ob ich nun so ganz besonders toll war, dass es mit uns 18 Monate und die Zerstörung zweier Existenzen angedauert hat, oder vielleicht doch so ganz besonders dämlich.
Meine Freundin aus Bremen wusste darauf zwar keine Antwort, hatte aber eine wenig tröstliche Anmerkung parat: so oder so hast Du einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen.
Pünktlich zum 6-Monats-Termin hat sich P. am Sonntag wieder gemeldet.
Ich dachte eigentlich, dass meine letzte Reaktion sie ein wenig zurechtgestutz hätte.
"Es ist für mich nicht von Bedeutung wie es Dir geht, und ich wünsche auch nicht, dass Du Dich dafür interessierst oder nachfragst wie es mir geht."
Kann man an so einer Message, die man schriftlich vor sich hat noch etwas missverstehen?
Jetzt setzt sie mich -für alle Fälle.... Welcher Fall sollte das sein?!- darüber in Kenntnis, dass sich ihre Anschrift ändert , weil sie wieder eine eigene Wohnung hat.
Was soll mir das sagen? Dass der Bursche der den Typen abgelöst hat, wegen dem ich "High Noon" ausgerufen habe jetzt auch abgehakt ist? So what?
Was ich in Verbindung mit P. besonders in Erinnerung behalten habe ist ihr Ausspruch, dass bisher jeder ihrer Verflossenen nach drei, spätestens aber nach sechs Monaten wieder bei ihr auf der Matte stand, und wie erbärmlich solches Tun doch sei. Meiner Anmerkung, dass es für mich im Falle einer Trennung auch wirklich definitv beendet ist -so habe ich es schon immer gehalten, und sie wird da keine Ausnahme sein, wenn der unwahrscheinliche (ha...ha...ha....!) Fall eintritt, dass es mit uns auseinandergeht- hat sie wohl keinen all zu großen Glauben geschenkt.
Es muss schon eine schwere Lektion für jemanden "Unwiderstehlichen" sein zu erfahren, dass er absolut widerstehlich ist.
Es wäre eine Lüge zu behaupten, ihr Aussehen hätte mir nicht den Kopf verdreht. Aber von wirklicher Bedeutung ist ihr "Ich". Und das hat sich mit der Zeit als unerträglich häßlich herausgestellt. Sie ist eine hübsche Frau, aber ein armseliger Mensch. Nach solcher Erkenntnis fällt das Verzichten leicht.
Soso... nach D. und nach T. hat sie nun eine eigene Wohnung in H. Innerhalb von sechs Monaten eine recht kurze Halbwertszeit.
Die einzige Frage die mich in diesem Zusammenhang beschäftigt ist, ob ich nun so ganz besonders toll war, dass es mit uns 18 Monate und die Zerstörung zweier Existenzen angedauert hat, oder vielleicht doch so ganz besonders dämlich.
Meine Freundin aus Bremen wusste darauf zwar keine Antwort, hatte aber eine wenig tröstliche Anmerkung parat: so oder so hast Du einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen.
Randolph Carter - am Mo, 2. Mai. 2005, 13:23 - Rubrik: A - Hauptsache
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